Eine nachhaltige Alternative zu Reis (Teil 1)
Neben Nudeln und Kartoffeln gehört Reis zu den Hauptnahrungsmitteln vieler Familien mit (Klein-)Kindern. So auch bei uns. Seit geraumer Zeit kaufen wir nur noch Reis, der über ein Fairtrade Siegel verfügt. Erfreulicherweise gibt es fair gehandelten Reis auch im herkömmlichen Supermarkt und zwar im Gegensatz zum plastikverpackten im Bioladen sogar im umweltverträglicheren Pappkarton. So weit so fair. Aber auch nachhaltig? Leider muss man gar nicht lange recherchieren, um zumindest die Nachhaltigkeit des Reiskonsums in unseren Breiten in Frage zu stellen.
90 Prozent der Weltreisernte wird in Asien produziert, muss also lange Strecken bis nach Deutschland zurücklegen. Der Anbau erfolgt in der Regel unter Einsatz großer Wassermengen. Beide Aspekte sprechen gegen Reis als nachhaltiges Nahrungsmittel.
Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht, die auch bei meinen Kindern gut ankommen. Getestet wurden:
Dinkel-Reis
Ich kenne Dinkel schon sehr lange, backe und koche gerne mit Dinkelmehl und habe einiges über die Vorzüge des Ur-Getreides gegenüber Weizen gehört, aber auf die "Reis-Variante" stieß ich erst bei meiner Suche. Um eine Verwendbarkeit wie beim Reis zu erreichen, werden die Dinkelkörner teilpoliert.
Zubereitet wird Dinkel-Reis genau wie herkömmlicher Reis in Salzwasser. Serviert habe ich ihn zu einem Ratatouille.
Ein großes Plus hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist beim Dinkel-Reis natürlich, dass das zugrundeliegende Getreide in Deutschland, im Idealfall in der Region angebaut werden kann.
Bei unseren Kindern kam der Dinkelreis leider nicht so gut an. Trotz der langen Garzeit blieben die Körner recht knackig. Uns Erwachsenen schmeckte es zwar. Doch muss ich auch sagen, dass der Dinkelreis im Gegesatz zu weißem Reis (den wir ehrlicherweise am meisten verwenden) recht wenig Bindung zur Soße eingeht. Für mich geschmacklich schon ein Nachteil.
Bulgur
Bulgur wird klassischerweise aus Weizen hergestellt und gehört vor allem im orientalischen Raum zu den Grundnahrungsmitteln. Als ich mich im Bioladen auf die Suche machte, stieß ich aber auch auf Bulgur aus Buchweizen und Dinkelkörnern. Um Bulgur zu erhalten, werden die Getreidekörner vorgekocht und nach dem Trocknen mechanisch von der Kleie getrennt.
Die Zubereitung von Bulgur ist der von Reis ebenfalls sehr ähnlich. Er wird auch in Salzwasser oder Gemüsebrühe aufgekocht und anschließend zum Quellen beiseite gestellt. Den Bulgur haben wir auch zu Ratatouille gegessen.
Auch beim Bulgur lassen sich aufgrund der heimischen Getreidebasis regionale Produkte finden. Und geschmeckt hat er uns allen! Der Kleine hat ihn sogar pur gegessen. Das liegt sicher auch daran, dass die Konsistenz im Gegensatz zum Dinkelreis weicher und der Geschmack etwas weniger intensiv "getreidig" war.
Negativ kann ich eigentlich nicht wirklich etwas anmerken außer: Bulgur ist eben kein Reis ;-)
Quinoa
Eigentlich eignet sich Quinoa auf den ersten Blick nicht als nachhaltigere Alternative, denn ähnlich wie Reis muss das Korn von weit entfernten Anbaugebieten (hier: in der Regel Südamerika) importiert werden. Er ist also für deutsche Teller alles andere als regional. Auf der anderen Seite haben sich in den letzten Jahren viele bolivianische Kleinbauern unter dem Dach von TransFair zu Kooperativen zusammen geschlossen und das Fairtrade Siegel erhalten. Mit dem Kauf dieses zertifizierten Quinoas kann man also zumindest einen Beitrag zur Existenzsicherung dieser Bauern leisten.
Als Beilage wird Quinoa wie Bulgur aufgekocht und anschließend gequollen, bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Ganz wichtig ist es, die Körner vorab gründlich zu waschen. Den Quinoa gab es statt Reis zu einem vegetarischen Wok-Gericht.
Auch der Quinoa kam eigentlich bei großen wie kleinen Testessern relativ gut an (ich gebe zu, beim Großen habe ich als er mäkelich in die Schüssel lukte angemerkt, dass man vom Quinoa-Essen aufgrund des hohen Eiweißgehalts total viele Muskeln bekommt. Das hat ihn überraschenderweise sehr angespornt und es war sehr lustig mitanzusehen, wie er quasi während des Essens auf das Muskelwachstum wartete). Zum Wok-Gericht wäre mir (vielleicht einfach wegen der Gewohnheit) in Zukunft trotzdem Reis lieber. Aber nachdem ich gelesen habe, was man noch so alles mit Quinoa anstellen kann, bin ich weiteren kulinarischen Experimenten gegenüber aufgeschlossen.
Als einen großen Nachteil empfinde ich persönlich beim Quinoa die weite Anreise. Regional UND fair schlägt eben doch fair und exotisch.
Fazit
Also eins ist klar: Wir werden jetzt nicht nie wieder Reis essen. Denn Reis bleibt Reis und er gehört schon so lange zu unserem Speiseplan, dass wir ihn zu sehr vermissen würden, wenn er nun wegen nicht ausreichenender Nachhaltigkeit ganz davon verbannt würde. ABER ich bin sehr froh, dass ich das Experiment gemacht habe, denn neben der Suche nach einer Reisalternative hat mir das Ausprobieren sehr viel Lust auf weitere Experimente gemacht. Weg vom eintönigen Wechselspiel zwischen Nudeln, Reis und Kartoffeln. Hin zu mehr Vielfalt. Ich bleibe dran und hoffe, mit dem ein oder anderen Versuch auch meine größten kleinsten Küchenkritiker überzeugen zu können.
Außerdem wird es einen weiteren "Alternative zu Reis" Test mit Couscous, Weizenreis und Hirse geben. Das Ergebnis findet ihr in Kürze hier im Blog.
© Fotos: Sylvia Jahns