Buchtipp: FAIRreisen von Frank Herrmann

Berliner Mietbeet

Man muss gar nicht in die Ferne schweifen, um die negativen Folgen der weltweit wachsenden Reisefreude zu sehen. Ob Berlin, Barcelona oder Venedig - in vielen begehrten Metropolen wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper - auch weil sich mit Touristen mehr Geld verdienen lässt und deshalb immer mehr Mietwohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt werden. In Berlin hat die Politik mit einem Zweckentfremdungsverbot reagiert. Ob sich die Situation dadurch verbessert, das kann ich nicht beurteilen.

Vielmehr stellt sich mir die Frage, was jeder Einzelne tun kann, damit seine Urlaubsreise keine Belastung wird. Wie lassen sich die negativen Auswirkungen unserer zunehmenden Mobilität für Mensch und Umwelt vermindern? Darauf gibt das Buch "FAIRreisen" von Frank Herrmann sehr viele Antworten. Doch zunächst schafft es anhand von zahlreichen Daten und konkreten Beispielen ein Bewußtsein für die Vielschichtigkeit des Problems "Tourismus". Da sind die Einheimischen, denen buchstäblich das Wasser abgegraben wird, weil Hotels und Freizeitanlagen mit ihrem immensen Verbrauch bevorzugt werden. Dort sorgt eine Fernreise mit dem Flugzeug für einen CO2-Ausstoß, den ein durchschnittlicher Autonutzer in einem ganzen Jahr verursacht. Weltweit leiden tausende Tiere tagtäglich darunter, durch ihren Unterhaltungswert für Touristen zu einer lukrativen Geldquelle degradiert zu werden. Und in Outdoor-Kleidung, wie sie besonders häufig beim Reisen zum Einsatz kommt, stecken jede Menge Ausbeutung sowie gesundheits- und umweltschädliche Gifte.

 

Buchtipp FAIRreisen

 

Hermann beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Skiurlaubs ebenso wie mit dem Müllproblem, das Menschenmassen beim Bergsteigen hinterlassen, oder den umweltbelastenden Folgen einer Kreuzfahrt. Dabei bringt er zu jedem Thema Statistiken, die seine Thesen untermauern und konkrete Beispiele, die die Schattenseiten veranschaulichen.

Nun könnte einem angesichts der Fülle an Informationen und bedenkenswerten Fakten die Lust am Reisen ganz vergehen. Erfreulicherweise liefert der Autor aber zu jedem Themenbereich Tipps und Anlaufstellen, die dabei helfen eine Urlaubsreise umweltfreundlicher und fairer anzugehen:

  • nachhaltige Reiseveranstalter und auf umweltfreundliches Reisen spezialisierte Portale
  • Hintergrundinformationen zu Tourismus-Siegeln - was sie bedeuten und wo sie gelten
  • fair und ökologisch wirtschaftende Hotels
  • Anlaufstellen für den Kauf von nachhaltiger Outdoor-Kleidung
  • Hintergründe zu den Möglichkeiten der CO2-Kompensation
  • vegetarische und vegane Hotels und Restaurants
  • Checklisten für die persönliche Reiseplanung
  • Tipps für faires und umweltfreundliches Verhalten am Urlaubsort

Das Buch lässt sich aufgrund der Aufteilung in Haupttext, Infoboxen sowie Listen mit Entscheidungshilfen und Handlungsempfehlungen sehr gut querlesen oder als Nachschlagewerk für die konkrete Urlaubsplanung nutzen. Im Internet stehen zusätzliche Informationen zum nachhaltigen Reisen in 30 Ländern der Welt zur Verfügung.

Ich bedanke mich beim oeokom Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars und kann das Buch jedem ans Herz legen, der sich über die Folgen des weltweiten Massentourismus informieren möchte. Alle, die konkrete Hilfe für die Planung einer umweltfreundlichen Reise suchen, werden hier ebenfalls fündig.

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